Erinnerung an Alfred Kutzscher

Peter Braun

Er fertigte Aquarelle, er zeichnete in Kohle, er malte Ölbilder, er spachtelte, einige Sachen waren modelliert, einige auch geklebt wie etwa seine Muschelbilder: Das Werk von Alfred Kutzscher als „vielfältig“ zu bezeichnen, ist eine dicke Untertreibung. Zusammen mit Anton Richter, Karl Bedal und Arthur Seedorf (um nur einige wenige zu nennen) gehörte er zu der Gruppe Schwarzenbacher Maler. Wir möchten an dieser Stelle an ihn erinnern. 

1918 wurde Alfred Kutzscher in Leipzig als einziger Sohn von Gertrud und Ernst Kutzscher geboren. Nachdem er die Realschule in Leipzig 1935 abgeschlossen hatte, begann er eine Lehre bei der Firma Eulitz in der Abteilung Malerei und Dekoration. Seine abgeschlossene Ausbildung als Maler und Grafiker erwarb er 1937 an der Staatlichen Akademie für grafische Künste in Leipzig. Er war Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste und Werbeleiter der fünf Erstaufführungsfilm-Theater der UFA in Leipzig. 

Im Jahr 1942 wurde er von der Wehrmacht einberufen und in Belgien eingesetzt. Zum Kriegsende befand er sich 14 Monate in britischer Kriegsgefangenschaft, wo er als Dolmetscher tätig war. Trotz widriger Umstände ließ ihn die Kunst nicht los; er malte und zeichnete. Er porträtierte dabei den Lagerkommandanten mit allen Familienangehörigen. 

Der Krieg hatte den geborenen Leipziger in das ihm von Jugend an infolge einer verwandtschaftlichen Beziehung zu Anton Richter (Kutzschers Großvater und der Vater von Richter waren Brüder) vertraute Schwarzenbach an der Saale geführt.

Gardasee Alfred Kutzscher
"Der Gardasee" von Alfred Kutzscher (Ausschnitt)

Ab 1943 wohnte seine Familie zunächst im alten Schulhaus in Fletschenreuth. Als Alfred Kutzscher aus der Gefangenschaft zurückkehrte, zog er nach Stobersreuth ins Gasthaus, bis er sich 1949 in Schwarzenbach im Wallgarten niederließ. Seit 1960 wohnte er im Luisenburgweg. Aus seiner Ehe mit Margarete Kutzscher, geborene Riedel, sind zwei Kinder, Christine und Michael, hervorgegangen. 

Kutzscher war ein politisch aktiver Mensch. Von 1966 bis 1972 gehörte er dem Schwarzenbacher Stadtrat an, er war Verwaltungsrat und füllte das Amt eines Kulturreferenten in Schwarzenbach aus. 1974/1975 war er als Geschäftsführer der SPD im Unterbezirk Coburg eingesetzt. 

Alfred Kutzscher

Als selbständiger Kaufmann betrieb Alfred Kutzscher zunächst den „Malkasten“ auf dem Richterschen Anwesen, mit Leihbücherei und Geschäft für Schreibwaren und Zeitungsartikel. Nebenbei befasste er sich mit mannigfachen Aufgaben angewandter Künste: Reklameschilder, Plakate, Alben, aber auch Wandbilder und Porträts. Später unterhielt er ein Ladengeschäft für Schreibund Spielwaren in der Bahnhofstraße bei der Saalebrücke.

Im Jahr 1980 ging er in Ruhestand und verkaufte den Laden. Alfred Kutzscher starb im Februar 1998 zu Hause an einem Schlaganfall. Im Juli des gleichen Jahres fand die Ausstellung seiner Werke statt, die anläßlich seines 80. Geburtstags geplant war. 

Kutzscher und seine Kunst: Er war Gründungsmitglied der seit 1967 dann jährlich stattfindenden Ausstellung Schwarzenbacher Maler und Mitglied der Gruppe Nordfranken. Zur Schwarzenbacher Malergruppe gehörte neben ihm noch Anton Richter, Karl Bedal, Arthur Seedorf, Lore Senger, Adrian A. Senger, Herbert Schildbach, Fritz Stopfkuchen, Alfred Richter, Hans-Eckart und Ida Scherdel. 

Der Malkasten
Alfred Kutzschers Geschäft in Schwarzenbach: „Der Malkasten“.

Neben Blumen malte Kutzscher Landschaftsbilder und Porträts. Später weitete er sein Wirken auf plastische Abbildungen von Strandsequenzen aus wobei er mit Muscheln, Sand und Farben spielte. Seine Werke erhielten auch auf den Oberfränkischen Kunstausstellungen, die u.a. in Wunsiedel stattfanden, die Aufmerksamkeit des Publikums. Das Stilleben „Gladiolen“ fand hier 1949 bei Kunstkrtikern lobende Erwähnung. In einer Auswahl von Werken aus dem Hofer Raum war sein Bild „Mohn“ in der Kunstausstellung München zu sehen. Ausstellungen fanden außerdem in Bad Berneck, Naila, Bayreuth, Gefrees und Marktredwitz statt. Für das örtliche Kino gestaltete er die Reklameplakate. Für die Volkshochschule bot er Kurse an für Zeichnen, Aquarell- und Portraitmalerei.

Die Anzahl von Kutzschers Werken wird auf 150 bis 200 Bilder geschätzt, die sich heute teilweise noch in Familienbesitz befinden und verschenkt oder verkauft wurden.

Bildquellen: Familienarchiv Michael Kutzscher